Quote (derDrops @ Jul 14 2019 12:13pm)
Ich auch nicht. Alternative medizin wird ja nicht komplett von homöopathie representiert. und dass selbst der placeboeffekt recht mächtig sein kann ist auch bekannt... also fühl dich nicht gleich angegriffen, wenn jmd etwas gegen globulie sagt, außer du "glaubst" dran ;-)
Ich "glaube" nicht daran, wie du selbst sagst, gibt es unterschiedliche Ansätze, die unter dem Begriff subsumiert werden. Die Schulmedizin geht allgemein sehr mechanistisch an die Funktionsweise des menschlichen Körpers heran, obwohl diese Herangehensweise nachweislich unvollständig und oftmals falsch ist (siehe z.B. die Wirkungsweise von Erregern im Körper, welche sich dort oft komplett asymptomatisch aufhalten können, sowie die Rekorde und Erfolge von Wim Hof). Die Rolle der menschlichen Psyche auf und die Wechselwirkung mit dem Körper wird zwar oberflächlich anerkannt, aber nur sehr geringfügig verstanden bzw. miteinbezogen, obwohl die drastischen Auswirkungen bekannt sind (z.B. alte Menschen, die kurz nach dem Versterben ihres Lebenspartners ebenfalls sterben, was meist nicht direkt auf körperliche Ursachen zurückzuführen ist). Der menschliche "Geist" wird ja selbst in philosophischen und ähnlichen Feldern sehr umstritten und nur wenig wirklich verstanden (zumindest soweit meine Kenntnis reicht), geht man auf die älteren Überlieferungen zurück, findet man heraus, dass selbst die Devas nicht genau wussten, woher das Bewusstsein stammt. Das ist also wirklich eine der großen Fragen, die wir noch nicht ansatzweise zufriedenstellend beantwortet haben, insofern müssen wir hier sehr viel Freiraum für Möglichkeiten einräumen, was die Wirkung des Bewusstseins/Geistes auf Körper und Gesundheit angeht. Da reicht dann auch die verlegene Anerkennung des Placebo-Effekts nicht aus, die auch nur ein sehr mageres Substitut für eine tatsächliche Erklärung ist.
Tatsächlich liegt im Kern der Angelegenheit nämlich eine viel fundamentalere Frage, nämlich die nach der Wesenheit der Wahrnehmung und Realität überhaupt. Was sind die Dinge, die wir alltäglich wahrnehmen? Sind es externe, objektive Dinge, von denen wir ein Abbild empfangen oder schaffen wir die Welt überhaupt erst durch unsere Wahrnehmung? Imaginieren wir nur, was uns umgibt? Im Hinduismus z.B. gibt es solche Ansätze, wo Mahavishnu alle Multiversen (Brahmandas) erträumt.
Einen sehr ähnlichen Ansatz liest man auch im Kybalion:
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I. The Principle of Mentalism.
“The All is Mind; The Universe is Mental.”—The Kybalion.
This Principle embodies the truth that “All is Mind.” It explains that The All (which is the Substantial Reality underlying all the outward manifestations and appearances which we know under the terms of “The Material Universe”; the “Phenomena of Life”; “Matter”; “Energy”; and, in short, all that is apparent to our material senses) is Spirit, which in itself is Unknowable and Undefinable, but which may be considered and thought of as An Universal, Infinite, Living Mind. It also explains that all the phenomenal world or universe is simply a Mental Creation of The All, subject to the Laws of Created Things, and that the universe, as a whole, and in its parts or units, has its existence in the Mind of The All, in which Mind we “live and move and have our being.” This Principle, by establishing the Mental Nature of the Universe, easily explains all of the varied mental and psychic phenomena that occupy such a large portion of the public attention, and which, without such explanation, are non‑understandable and defy scientific treatment. An understanding of this great Hermetic Principle of Mentalism enables the individual to readily grasp the laws of the Mental Universe, and to apply the same to his well‑being and advancement. The Hermetic Student is enabled to apply intelligently the great Mental Laws, instead of using them in a haphazard manner. With the Master‑Key in his possession, the student may unlock the many doors of the mental and psychic temple of knowledge, and enter the same freely and intelligently. This Principle explains the true nature of “Energy,” “Power,” and “Matter,” and why and how all these are subordinate to the Mastery of Mind. One of the old Hermetic Masters wrote, long ages ago: “He who grasps the truth of the Mental Nature of the Universe is well advanced on The Path to Mastery.” And these words are as true to‑day as at the time they were first written. Without this Master‑Key, Mastery is impossible, and the student knocks in vain at the many doors of The Temple.
Im Hinduismus findet sich dann noch der Begriff "Vishvarupa", welcher die "ganzheitliche Form" Krishnas darstellt, welcher u.a. als Mahavishnu alle Welten erträumt. Dort wird nahegelegt, dass Krishna der Ursprung aller Existenz und des Bewusstseins ist, dass er quasi in Form aller individuellen Lebensformen und Wesenheiten das Universum "beobachtet" oder erlebt. Arjuna, welcher zu dem Zeitpunkt in einen Krieg verwickelt ist, erfährt diese direkte Sicht auf die wahre Form Krishnas und kann diese überwältigende Erfahrung nicht ertragen, weshalb er Krishna bittet, in seine "individuelle" Form als Person zurückzukehren.
Eine andere grafische Darstellung dieser Form, wenngleich in einem anderen Kontext, findet sich in meinem Profil.
In der Moderne hat z.B. Rupert Sheldrake die These aufgestellt, dass Naturgesetze so etwas wie Gewohnheiten des Kosmos sind, sprich sie sind veränderbar. In der Quantenmechanik können wir beobachten, dass eine Beobachtung selbst das Ergebnis verändert, man kann also spekulieren, dass eine hinreichende "Beobachtung" eine Manipulation der Naturgesetze bzw. ein Ergebnis hervorbringen kann. So wie in der Quantenmechanik bei den Strings spielen auch im Hinduismus Schwingungen eine große Rolle, welche in letzterem u.a. bei Mantras zur Kommunikation eingesetzt werden oder in Form von Yantras, also geometrischen grafischen Darstellungen, einen solchen Ton abbilden (Stichwort Kymatik). Dem Hinduismus nach basiert die Schöpfung unseres Kosmos auf dem Laut "Ohm"/"Aum", also einer Schwingung. Tesla sagte einmal "if you wish to understand the universe, think of energy, frequency and vibration". Unser Gehirn arbeitet mit Gehirnwellen, die maßgeblich unseren Geisteszustand beeinflussen. - man erkennt irgendwann ein Muster.
Schlägt man nun also den Bogen zurück zum klassischen schulmedizinischen Bild des Menschen und seines Körpers, muss man sich die Frage stellen, welche möglichen Wechselwirkungen der schwer definierbare menschliche Geist auf die tatsächliche, immaterielle Essenz unseres Körpers hat, sowie auf unsere Realität allgemein. Alles, was wir "verstehen", sowie was wir wahrnehmen und meinen zu sein ist fundamental auf der geistigen Ebene verankert. Dennoch werden die "Spielregeln" der geistigen Beschaffenheit in den Naturwissenschaften quasi gänzlich ignoriert. Der Wissenschaftler nutzt zwar seine geistigen Fakultäten (Wahrnehmung, Gedächtnis, logischer Verstand, sogar Intuition), aber er erkennt ihre zentrale Funktion und Bedeutung nicht wirklich an. Er nutzt sie nur wie Werkzeuge und versucht sie krampfhaft von einer "sterilen" objektiven Realität loszulösen, sie zu separieren, zu kompartimentieren. Durch diese axiomatisch fehlgeleitete Geisteshaltung ist es dem "modernen" Wissenschaftler nicht möglich, über eine nüchterne logische Konzeption der Realität hinaus irgendetwas zu verstehen. Jeder Anteil unserer Existenz, der keine Entsprechung in der logischen Repräsentation unserer Gedankenwelt findet, bzw. jenseits davon existiert, wird ignoriert und verleugnet. Ein vollwertiges Verstehen unserer Selbst und der Welt, in der wir leben, wird somit unmöglich.
Natürlich ist es richtig, dass die wissenschaftliche Erkenntnistheorie der zentrale Bestandteil unserer Forschungen ist und das soll sie auch bleiben. Ohne die Epistemologie gelangen wir mit unseren Überlegungen leicht zu falschen und manipulierten Ergebnissen. Es kann daher nur das als allgemein gültig anerkannt werden, was reproduzierbar ist. Wenn jetzt ein Wissenschaftler aber einen geradezu infantilen Umgang mit seiner eigenen Psyche pflegt und auch die notwendigen Fähigkeiten nicht ausgebildet hat, um das Werkzeug "Psyche" auf gewisse Phänomene unserer Existenz "auszurichten", dann liegt das Problem eindeutig beim Wissenschaftler selbst und seiner Unfähigkeit und seinem Unwillen, sich über rein rationalistische Methodik hinaus zu entwickeln (und sei es nur experimentell), nicht aber bei einer angeblich mangelnden Viabilität oder Reproduzierbarkeit "trans-rationaler" Phänomene. Die allgemein als "fernöstlich" bezeichneten Weltanschauungen (Hinduismus, Buddhismus, usw.) sind sich grob gesagt einig, dass der menschliche logische Verstand zwar sehr wertvoll ist, aber immer noch eine dimensionale Abstraktion der Wirklichkeit darstellt. Eine Art 2D-Photographie einer mehrdimensionalen Realität.
Das eigentliche Ziel eines aufrichtigen Wissenschaftlers ist es nun, diese Vielschichtigkeit in der Erkenntnisfindung zu meistern und sich nicht auf durchaus existierende Betrügereien zu versteifen, um das gesamte Thema abzuweisen. Missbrauch und Idioten gibt es überall, nach der Logik dürfen wir keinerlei Technologie nutzen oder Zivilisation, selbst nicht einmal Primitivismus praktizieren, weil alles irgendwann irgendwie mal missbraucht wurde und jederzeit wieder missbraucht werden kann. Hinter der Haltung steht ja vielmehr das intuitive Verständnis des Rationalisten, dass er mit gewissen Fragen und Ängsten konfrontiert ist, die er nicht versteht und die weit über seine derzeitige Befähigung hinausgehen. Das Problem wird, wie Schimmel bei einer Wohnungsrestauration, einfach "übermalt" und alles sieht wieder schön aus. Jede durchtretene Stelle an Schimmel muss natürlich sofort wieder übermalt werden und genau so wird auch jeder Ansatz von alternativen Weltanschauungen, medizinischen Praktiken, Introspektive usw. im Keim erstickt, damit ja kein Zweifel an der Erhabenheit der eigenen, sehr gebrechlichen und oft nur durch Trickserei aufrecht erhaltenen Logik-Gerüste aufkommt, die das eigene fragile Ego stützen und eine Konfrontation mit der eigenen Existenzangst verzögern, bis man irgendwann auf dem Totenbett liegt.
Friedrich Nietzsche fasste das so schön zusammen:
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Irrtum – der Glaube ans Ideal – ist nicht Blindheit, Irrtum ist Feigheit…
Feigheit, u.a. einzugestehen, dass wir keinesfalls an der obersten Spitze der Nahrungskette stehen, dass wir sehr wenig Kontrolle über unser Leben und unsere Umwelt haben, dass es uns fundamental am Verständnis sehr wichtiger Themen fehlt und wir keine richtige Ahnung haben, was hier überhaupt los ist. Und jeder, der den gesellschaftlichen Konsens gleich welcher Art anzweifelt, wird in guter alter mittelalterlichen Christenmentalität als Häretiker gebrandmarkt und mundtot gemacht. Und DAS ist um ein Hunderttausendfaches schlimmer, als irgendwelche Astro-TV-Tahuti-Kristallwasser-Esospinner im Fernsehen, die irgendeinen Blödsinn runterrattern, der letztlich eine krasse Entstellung authentischer Inhalte verschiedener Kulturen ist, denen ein tatsächliches Verständnis dieser Kernfragen innewohnt. Das Problem hat man nun einmal immer, wenn man unverständigen Menschen etwas erklärt, welche kein Interesse am Thema haben oder ideologisch geprägt sind: das Gesagte wird übernommen, aber anders, als man es inhaltlich formuliert hat. Im besten Falle entstehen "Missverständnisse", aber der Kern deiner Skepsis gegenüber "alternativen" (also traditionellen) Ansätzen ist ja, dass es völlig unsinnige und manipulative Betrügereien seien. Und diese Skepsis ist nicht unberechtigt, geht aber am eigentlichen Wesenskern dieser Themen gänzlich vorbei. Ich hoffe ich konnte diesen Kern in meiner kleinen Ausführung ein wenig beleuchten.
>inb4 tl;dr
tl;dr ihr zäumt das Pferd von hinten auf. Nicht die Welt erzeugt unseren Geist, sondern unser Geist erzeugt die Welt. Die Welt ist eine Imagination, sie kann von gelernten Individuen durchaus manipuliert werden, technisch wie geistig. Medizinisch wird der menschliche Geist weitgehend ignoriert, was die Schulmedizin in ihrem ganzheitlichen Anspruch ad absurdum führt. Ohne eine komplette Ignoranz sämtlicher kultureller Überlieferungen zum menschlichen Geist und der Wesenheit unserer Existenz ist ein Festhalten am jetzigen Konsens nicht möglich.
p.s. Shennong und Fuxi & Nüwa sind in China die heroischen Gründerväter (und -mütter) der chinesischen Zivilisation, die maßgeblich für Ackerbau, Pflanzenheilkunde und Gesundheitswesen zuständig waren. Diese Charaktere finden sich in allen Kulturen wieder, unter jeweils anderen Namen mit ähnlichen bis identischen Bedeutungen, sowie Wappentieren/Repräsentationen. In der Medizin tragen wir auch heute noch Äskulapstab und Caduceus als Zeichen der "Zunft", deren ursprüngliche Bedeutung die offensichtliche Darstellung der DNA-Helix ist, auf die in den Texten auch immer wieder direkt Bezug genommen wird. Es stellt sich im Kontext antiker Kulturschöpfung also so dar, dass eine Hochkultur die einfachen Menschen überhaupt erst zur Zivilisation gemacht hat, natürlich auf Basis wissenschaftlich fundierter, funktionierender Prinzipien, die detailgetreu eingehalten werden müssen (Stichwort "Rituale"). Dass diese umfassenden Anweisungen von "unserer Seite aus" teils kryptisch, unverständlich oder bewusst einfach gehalten waren, ist nachvollziehbar, ebenso deren Verfall über die Jahrtausende ohne "Auffrischung" derselben.