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Dec 6 2008 06:05am
ich kann nicht genau sagen, warum ich diesen Bericht schreibe, am ehesten könnte man es als eine Art Selbstreflexion bezeichnen.
Der Bericht handelt nicht nur von meinem exzessiven Crystal Konsum, sondern er bezieht auch meine ganze Drogenvorgeschichte also Cannabis und Ecstasy mit ein.

Ich bin heute 18 Jahre alt und stecke im Grunde immer noch in dem ewigen Kreis aus Depressionen und Feierei.
Aber ich werde mal etwas weiter ausholen und mit dem Beginn meiner "Drogenkarriere" anfangen.

Damals war ich 15, ich besuchte ein Gymnasium hatte überdurchschnittliche Noten und war, den Lehrern zufolge, auch intelligent genug es mal zu was zu bringen.
Zuhause gabs keine Probleme, meine Eltern waren alles andere als arm und ich hatte bis dahin nie wirklich Drogen konsumiert. Alkohol empfand ich damals wie heute als langweilig und stumpfsinnig. Kurz gesagt - die Welt war noch in bester Ordnung.
Aber irgendwie fühlte ich mich unterfordert oder in gewisser Weise nicht ausgefüllt.

Irgendwas fehlte einfach.

Schließlich entdeckte ich das Kiffen.
Dieser relaxte, zerebrale und psychedelische Zustand war komplett neu für mich.
Zuerst hier und da am Wochenende ein Joint mit Bekannten geraucht, entwickelte sich das ganze schnell in die Richtung, dass ich das ganze Wochenende nur bekifft war.

Das Kiffen war anfangs genau mein Ding, endlich war ich diese innere Unruhe und Nervosität los, endlich konnte ich entspannt schlafen. (Heute weiß ich, dass ich wahrscheinlich ein ADS-Kind bin, wenn auch nur leicht ausgeprägt)
Bald wurde eine große Glasbong angeschafft und auch unter der Woche kräftig gequarzt.
Ein guter Freund von mir baute indoor und outdoor Gras an und so hatte ich immer massenhaft hochwertiges Ganja, verschiedenste Strains, es war Luxus pur.

Das ging ca. ein Jahr so weiter und ich kiffte immer mehr, wurde gleichzeitig zusehends paranoid, schizoid und depressiv, was ich aber damals nicht richtig wahrnahm - oder ich wollte es noch nicht wahrhaben.
Von den anfänglichen Vorzügen des Kiffens war nichts mehr übrig geblieben, ich kiffte eigentlich nur noch, naja weil ich eben kiffte, es gab keinen wirklichen Grund.
Ich war nur noch schräg drauf und schob ganz komische Filme, verdächtigte alles und jeden gegen mich zu sein, das alte Lied, ihr wisst ja selber wie das ist.

Die Paranoia hatte mich fest im Griff.

Schließlich hab ich die Entscheidung getroffen mit dem Kiffen aufzuhören, es war wie eine Erlösung. Vermissen tue ich es bis heute nicht.
Ich gehöre wohl zu der Sorte Menschen, die das Kiffen partout nicht vertragen.
Das wurde mir jedoch erst im Nachhinein klar.

Endlich wieder klar, gerade und rational denken, endlich wieder Energie um irgendwas zu tun außer Rumgammeln.
Doch dieses eine Jahr, in dem ich 24/7 bekifft war, hatte seine Spuren bei mir hinterlassen.

Vor dem Kiffen war ich vielleicht etwas schüchtern, aber jetzt befand ich mich im Zustand einer leichten sozialen Phobie.
Ich traute kaum mehr jemandem über dem Weg, ich vermied es unter Leuten zu sein und konnte mich auch nicht mehr mit unbekannten Leuten unterhalten.
Enorme Probleme hatte ich dabei, Mädels anzusprechen. Ich fühlte mich minderwertig und schlecht.
Zu dieser Zeit, ich war mittlerweile 16, hatte ich meine erste Erfahrung mit Ecstasy.

Ein guter Freund brachte mir ein Beutel mit dreieckigen blauen Mitsubishi mit und meinte ich solle doch mal probieren.
Es war unbeschreiblich.
In meinem jugendlichen Größenwahn nahm ich nicht ein Teil, sondern direkt drei. Trotz meiner enormen Masse von damals sicher 90kg (bin ca 1,90 groß und ziemlich breit gebaut) war eine massive MDMA Vergiftung die Folge.

So sehe ich das heute, damals war es einfach nur das beste, euphorischste und glücklichste Gefühl, das ich je empfunden hatte.
Zur gleichen Zeit lernte ich die minimale Technomusik und -Kultur kennen und lieben. (Zufall? )

MDMA war die Lösung aller meiner sozialen Probleme. Wenn ich druff war quatschte ich jede Frau an, gar kein Problem.
Ich konnte mit jedem, mochte jeden und jeder mochte mich.
So dachte ich damals.
Zum Kompensieren meiner sozialen Unsicherheiten war MDMA bestens geeignet.

Ich war damals schon gut über Drogen informiert, wusste genau was die Chemie in meinen Neurotransmittersystemen anstellte.
Trotzdem, seit meiner ersten Pille vor ca 1,5 Jahren war ich jedes Wochenende ohne Ausnahme druff. Wobei man nicht sagen kann, ich wäre druff gewesen. Das wäre eine Untertreibung.
Es musste jedes mal "klingeln" im Kopf. Ich war immer so was von überdruff. Ein Teil am Abend?
Nein gleich mal Zehn gefuttert.

Wer schaffte es jedes mal noch im fertigsten Drufficlub der Stadt mit seiner übertriebenen Druffheit und ausgelassenem Getanze aufzufallen? Ihr könnt es euch denken.
Trotz allem, große Probleme in der Schule oder zu Hause hatte ich damals noch nicht, auch wenn ich jedes Wochenende Freitag und Samstag feiern ging.
Es war Anfangs ne tolle Zeit, ich lernte laufend neue interessante Menschen kennen, ich lernte so endlich tolle Frauen kennen, es war einfach super.

Ich genoss das Leben.

Langsam aber sicher bekam ich dann auch die Kehrseite von MDMA zu spüren.

Unter der Woche war ich ein schwaches kümmerliches Etwas, antriebslos, müde und gereizt, im Kopf nur das nächste Wochenende, die nächste Feier, das nächste Teil.
Im Grunde rannte ich diesem unbeschreiblich tollen Gefühl, was ich beim ersten mal beim Tanzen auf Teilen empfunden hatte, hinterher - ich jagte einem Traum nach.
Trotzdem schaffte ich es - mehr schlecht als recht - in der Schule nicht abzustürzen, meine Noten waren nicht mehr wie früher gut, sondern nur noch durchschnittlich.

Meinte Eltern sahen mich des Öfteren, wenn ich Sonntagvormittag nach Hause kam, total zerfeiert und meistens noch mit riesigen Tellern.
Sie wollten das aber nie wahrhaben und haben das lange einfach ignoriert.
Wenn ich heute rekapituliere, dann war meine Psyche nach diesem halben Jahr MDMA-Konsums zwar ziemlich angeschlagen, wenn auch nicht restlos zerschossen.

Es wäre hier noch einiges zu Retten gewesen.

Die Probleme, die ich mir durchs Kiffen eingehandelt hatte, waren durch den MDMA-Konsum langfristig natürlich nur schlimmer geworden.

Ohne Pillen war ich ein Nervenbündel, konnte kaum mehr aus dem Haus, die leichte soziale Phobie hatte sich zu einer merklich schwereren entwickelt.
Körperlich war aber hier noch alles in Ordnung, ich hatte zwar abgenommen, sah aber nie sehr kaputt oder nach Drogen aus. Zumindest unter der Woche nicht.

Hier hätte ich spätestens erkennen müssen, dass man drogeninduzierte Probleme nicht mit noch mehr anderen Drogen lösen kann.
Doch zu dieser Erkenntnis kam ich damals noch nicht.
Schließlich trat eine radikale Wende in mein Leben.

Ich war damals 17 Jahre alt, es war Frühsommer, ein guter Bekannter brachte mir aus Amsterdam einen Beutel gefüllt mit weißen, halb durchsichtigen Kristallen mit.
Ich frage ihn mit großen Augen, was das denn nun wieder sei?

"Das ist Crystal!"

Das Crystal sollte mein Leben verändern.
Ich hatte schon viel davon gehört, kannte die Meth-Faces und all die Horror Storys.

Aber die Neugier war stärker, ich legte mir eine ca. 7cm lange Crystal Line und probierte das Zeug. (es war natürlich eine Überdosis, wie immer wenn ich was neues probierte)

-ZACK-

Es war also doch Möglich noch größere Glücksgefühle als auf einer MDMA Überdosis zu empfinden.
Ich war buchstäblich Crystal süchtig nach dieser einen Line.
Das beste Gefühl auf Erden. Total druff, total klar, 100% Euphorie aber trotzdem die ganze Zeit cool und gelassen, alles im Griff. Ich hatte auf jede Frage eine einleuchtende Antwort - kurz, ich war Gott.
Schnell hatte ich meine ganze Feiertruppe zusammengetrommelt, keiner von uns hatte viel Erfahrung mit Crystal.

Doch wir waren uns sofort einig, Crystal wäre das Beste und Geilste was es gäbe, von da an war jeder Gedanke an MDMA, Koks oder normales Pep überflüssig.
Ich kaufte also meine Bekannten kurzerhand 50g Crystal ab, zu einem sehr günstigen Preis. Damit hatte ich unbewusst das Todesurteil für meine eigene Psyche unterschrieben.

An dieser Stelle muss ich noch anmerken, dass ich nie Crystal vertikkt habe, ich war zu dem Zeitpunkt nur leicht größenwahnsinnig, im Nachhinein war es wohl mein größter Fehler, mir so viel zu holen.
Am selben Abend ist dann die ganze Feiertruppe, bestehend aus zwei Mädels, zwei Kumpels und mir, alle auf zu viel Crystal, in ein szenigen Technoclub marschiert und haben so ausgelassen und verrückt getanzt, dass den anderen die Kinnlade runtergeklappt ist.

In dem Club war jeder auf Chemie, nur wir waren mal wieder überdruff.
Getanzt wurde bis die Musik irgendwann mittags ausging, und selbst dann haben wir noch weitergetanzt, bis die Türsteher dann immer deutlicher wurden.
Tanzen auf Crystal ist noch besser als auf MDMA.

Erschöpfung? Sucht man vergebens, auch nicht nach 10 Stunden Tanzen, unterbrochen nur vom Gang auf die Toilette um das Wasser nachzufüllen.
Ich war nach 10min durchgeschwitzt und sah aus wie frisch geduscht, an dem Abend vernichtete ich Unmengen Wasser. (Hätte wohl nicht mehr viel zu einer handfesten Wasserintoxikation gefehlt)
Als wir den DJ nicht mehr überreden konnten weiterzumachen, hatten wir schnell einen Plan B, ab ins Taxi und auf zur privaten Afterafterhour. Es war dann irgendwann Sonntagabend und wir waren noch immer am Feiern. Von insgesamt 3 Lines Crystal war ich ca. 40 Stunden auf Sendung. Wir hatten ausnahmsweise wirklich reines Zeug erwischt.

Diesen Tag bzw. dieses durchgefeierte Wochenende zähle ich heute zu dem schönsten meines bisherigen Lebens, wenn es auch gleichzeitig meinen psychischen und physischen Verfall einleitet.

Als sich das Wochenende dem Ende zuneigte, kamen wir langsam wieder runter, jedoch ganz sanft und nett.
Die Crystal Landung ist - zumindest am Anfang - nicht wie bei MDMA eine Bruchlandung, ein Crash mit der Realität, sondern ein konstantes und langsames Abklingen der Wirkung.
Zurück blieb nur ein angenehmes Gefühl der körperlichen Erschöpfung.
Kein Kopfweh, das einzige, was störte war die Tatsache, dass ich mit die Haut an den Zehen weggetanzt hatte.
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Dec 6 2008 06:06am

Auch war ich 5 Kilo leichter geworden, allein durch dieses Wochenende.
Ich dachte in Crystal die ultimative, perfekte Droge gefunden zu haben.
Für meine Freunde und mich war es von diesem Zeitpunkt an klar, gefeiert wird mit Crystal, alles andere wurde bedeutungslos.
Und bei mir zu Hause in der Schreibtischschublade lagen 50g davon.

Am Montag zog ich die nächste Line, nur um in die Schule gehen zu können. Ich hatte keine Sekunde geschlafen.

Das Drama nahm seinen Lauf, ich zog eine Woche durch, bis Mittwoch schaffte ich es noch mich in die Schule zu schleppen, Donnerstag und Freitag verbrachte ich in meinem Zimmer, in einer Art Delir, ich tat nichts anderes als hin und wieder eine Line zu ziehen und textete nebenbei meine ganze ICQ-Kontaktliste sowie diverse Drogenforen zu. (die Resonanz war jedoch verhalten, meine Gelaber war schon sehr verspuhlt und machte kaum noch Sinn)
Am Freitag war ich am Ende, ich hatte eine Woche nichts gegessen oder geschlafen, die Grenzen zwischen Realität und Wahn waren nicht mehr zu unterscheiden. Alles glich einem surrealen Alptraum. Die Wände wechselten die Farbe, blinkten und morphten vor sich hin. Alles war in Bewegung. Ich schob einen enormen Laberflash, war aber allein, also dachte ich mir eben kurzerhand imaginäre Personen aus mit denen ich mich glänzend unterhielt.

Mein Zustand lässt sich gut in einem Wort beschreiben - psychotisch.

Es endete damit, dass ich auf dem Gang auf dem Weg zur Toilette (ich wollte mir mal wieder Wasser holen) zusammengebrochen bin, auf einmal wurde alles schwarz, es machte "klick" und das Licht ging aus. Mein Kreislauf hatte schlussendlich kapituliert.
Meine Mutter fand mich schließlich, schaffte es aber nicht mich zu wecken. Sie unternahm aber nichts weiter, warum weiß ich bis heute nicht, womöglich dachte sie ich will sie verarschen, vielleicht war es ihr auch nur egal ob ich auf dem Boden schlafe oder sonstwo.

Auch wenn es mir schwer fällt zu glauben, dass man mir meinem Drogenkonsum hier nicht schon lange angesehen hat.
Jedenfalls bin ich Dienstag wieder aufgewacht, fühlte mich wie gerädert, total im Arsch. Die psychotischen Zustände waren aber zum Glück verschwunden, keine Selbstgespräche mehr, keine Halluzinationen. Meine Batterien waren auf 0%, ich war komplett leer.

Nun mir fiel sofort eine Lösung ein um wieder klarzukommen.

Eine Line...nur eine winzige um wach zu werden...Eine kann ja nicht schaden... So dachte ich damals, und konsumierte direkt weiter.
Natürlich blieb es nie bei der einen kleinen Bahn.

Mittlerweile waren die Sommerferien angebrochen.
Ich war zu diesem Zeitpunkt, nach einer Woche durchgehendem Konsum, de facto Crystal süchtig.
Von den 50g waren nur noch 45g übrig, ich hatte in kurzer Zeit eine riesige Toleranz aufgebaut.

Diese Toleranz habe ich bis heute.

Der Lebensabschnitt der nun folgt, war eine sehr schöne Erfahrung.
Meine damalige Freundin und ich hatten den Rhythmus 2-3 Tage wach (druff), dann einen Tag durchschlafen, nach dem Aufstehen dann immer erstma ne dicke Line gezogen, als wäre der Vorrat unendlich.

Wir zogen das Crystal weg wie Pep, 10cm Lines alle Stunde.

Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich der sein, der ich wollte, ich erledigte bestimmte Sachen, die ich schon Monate oder auch Jahre vor mir herschob.
Alles ging mir spielend leicht von der Hand, ich konnte auf einmal alles.
Meine natürlichen Schwächen, die sozialen Defizite - alles war wie weggeblasen.
Dazu ein riesiges Ego, keiner konnte einem was, denn man war ja auf Crystal und die anderen nicht. Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben, vielleicht wie Gott auf Koks?
Auch Sex auf Crystal ist eine andere Liga, stundenlang, hemmungslos und wie in Ekstase, einfach unglaublich geil, eine Erfahrung, die man gemacht haben muss.

Das Ganze ging nur etwa zwei Wochen gut, schließlich wurden wir immer verpeilter, auch bekam alles einem unangenehmen Beigeschmack - die Paranoia, mein alter Bekannter, machte sich wieder zusehends bemerkbar.
Diesmal auch mit Berechtigung, ich hatte immer grammweise Crystal stecken, wenn ich irgendwo hinging, meine Freundin und ich waren ja immer auf C, egal wo wie und wann, und der Konsum stieg schnell auf ~2g pro Tag.
Unauffällig waren wir auch nicht, gekleidet in weite schwarze Raverhosen und stets mit Sonnenbrille um die Tellerminen zu überdecken. Wenn wir unterwegs waren, sind wir nirgendswo hin gegangen, denn gehen im eigentlichen Sinn ist nicht möglich auf Crystal, wir waren immer hart an der Grenze zum Rennen.

Ich glaube, jeder mit ein bisschen Verstand hat uns die
Druffheit auf 100m angesehen, so offensichtlich auf Drogen waren wir unterwegs.

Es Grenzt an ein Wunder, dass ich in der ganzen Zeit nie ernste Probleme mit den Männlein in Grün hatte. Den einzigen Zwischenfall löste ich, in dem ich vor den Augen der Streife mein Tütchen mit ~ 1g Crystal verschlang. Die beiden Beamten veranstalteten zwar ein riesen Tara, ich bekam später einen Brief von der Führerscheinstelle , der mir charakterliche Uneignung für das Führen von Fahrzeugen unterstellte, ungeachtet dessen, dass ich weder einen Führerschein besaß, noch irgendwo am Straßenverkehr teilgenommen hatte. Wie auch immer.

Die Zeit verging, die 50g gingen schnell zur Neige, an einem Tag verkonsumierten wir zu zweit 5g, und bei dem Gedanken ohne Crystal auskommen zu müssen, gab es nur eins - Panik.
Ich schaffte es meinem Bekannten weitere 60g abzukaufen, diesmal war der Kurs aber nicht ganz so billig, denn auch er hatte von der Hochwertigkeit seiner Ware Kenntnis genommen.
Wir kratzen also alles an Barem zusammen, ich plünderte mein Sparbuch, das Geld war ursprünglich für ein Auto gedacht, aber das war mir schon total egal.

Also ging es weiter, ich wurde immer verstrahlter, immer mehr verscheppert, immer verspulter. Mein Körper hielt sich bei der ganzen Sache ziemlich gut, ich hatte zwar seit Beginn der Ferien um die 15kg abgenommen, aber das war auch gut so. Ich wog immer noch satte 70g KG.

Nach und nach machten sich rote Flecken im Gesicht bemerkbar. Es waren keine Pickel, die Haut verschwand an einigen Stellen quasi von alleine, zurück blieb nur ein roter hautfreier Fleck, bald war auch mein ganzer Rücken voll davon. Meine Hände waren sehr dünn und sehnig, ich sah nun voll und ganz nach Drogen aus, ein Chemieopfer wie aus dem Bilderbuch.
Hinzu kamen die psychischen Probleme, nach 3 oder 4 Tagen ohne Schlaf begann mein Körper immer zu halluzinieren, es gipfelte darin, dass ich mir mit einem 14cm langen Jagdmesser den ganzen Rücken sowie bestimmte Flecken im Gesicht aufgeschnitten habe, weil ich ernsthaft dachte, es seien Würmer unter meiner Haut. (das mag alles sehr phantastisch klingen, entspricht aber zu 100% der Wahrheit, die Narben am Rücken hab ich noch immer.)

Schließlich waren die Ferien zu Ende, ich war 18 Jahre alt und der kaputteste Mensch weit und breit. Selbst manche Druffifreunde wandten sich von mir ab, weil ich einfach zu extrem verschossen war.

Über meine Freundin hab ich mir dann Benzos besorgt, zwei Schachteln Rivotril 20 Tabletten á 2mg (Clonazepam) um so eine Art Entzug zu machen, denn zu diesem Zeitpunkt war selbst mir klar, dass ich nicht mehr lange leben würde, falls ich nichts ändere.
Ich schlief mit Hilfe der Benzos im Grunde zwei Wochen durch, in der Zeit ging ein neues Schuljahr los, die 13. und letzte Klasse vor dem Abitur.

Nach den zwei Wochen war mein Körper weitgehend restauriert, aber meine Psyche war ein einziger Abgrund.
Mein Kurzzeitgedächtnis - nicht mehr vorhanden. Ich war extrem paranoid, schizoid, sehr depressiv, aggressiv dazu ein merklicher kognitiver Verfall - kurz: es ging mir echt dreckig.
Dazu kam eine Antriebslosigkeit und permanente Müdigkeit.

Ein Suizidversuch mit Phenobarbital und Morphium scheitert, der Notarzt kam und ich wurde künstlich beatmet.
Zuerst hasste ich den Arzt dafür, heute sehe ich das anders.

Zu all dem kommt eine Amphetaminpsychose, die aber nur deutlich zum Vorschein kommt, wenn ich länger als 3 Tage nicht schlafe.
Dann höre ich Stimmen, sehe ganz deutlich und klar Menschen vor mir, die nicht existieren, richtig psychotisch eben.
Nachts wache ich oft grundlos auf, im Kopf ein schrilles ohrenbetäubendes Kreischen (eine Art Tinitus?), dazu Panik und Krämpfe – ich vermute sowas wird allgemein als Panikattacke bezeichnet.

Unter der Woche äußert sich die Psychose so, dass meine Psyche belanglose Geräusche zu irgendwelchen Worten „umbaut“. Zum Beispiel gehe ich eine Straße entlang, neben mir geht jemand vorbei, ich höre irgendein Geräusch, ganz egal was, dann kommt auf einmal der Gedanke: „Hat der grad was zu mir gesagt?“ – und je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer ist sich mein Gehirn, dass die Person mir soeben irgendwas zugeflüstert hat, zB „du Drogie“ oder „du Arschloch“, meistens eher negative Dinge.

Dabei bin ich mir die ganze Zeit bewusst, dass es sehr wahrscheinlich nur eine akustische Halluzination ist, kann aber nie mit Sicherheit ausschließen, dass es nicht doch alles ganz real war. Optische Halluzinationen bleiben zum Glück die Ausnahme.
Solche Situationen können einen im Umgang mit anderen Menschen sehr verunsichern, wenn man nie genau weiß, ob das, was der andere gerade gesagt hat, auch wirklich real war.

Ich hatte also meine Lehren gezogen und am eigenen Leib schmerzlich erfahren, was Crystal anrichten kann, aber weggekommen davon bin ich bis heute nicht.
Seitdem die Schule wieder angefangen hat, sieht mein Konsummuster so aus, dass ich nur am Wochenende druff bin. Ich verbrauche immer 2-3g am WE, was sehr viel ist.

Denn die Toleranz hält sich hartnäckig.

Seit über einem Jahr hatte meine Gehirnchemie keine Chance sich halbwegs zu erholen, wenn ich daran denke, könnt ich heulen - aber: Weinen oder Lachen - wie ging das nochmal?
Ich hatte jegliche Emotionen verloren, auch meine Persönlichkeit hatte sich in den Sommerferien spürbar verändert.

Ich wurde kaltherzig, egoistisch und egozentrisch.
Mir war - salopp gesagt - alles scheissegal, solang ich nur am nächsten Wochenende wieder auf meinem geliebten Kristall sein würde.

Das geht jetzt ca 5 Wochen so, ich hab es noch an keinem Wochenende geschafft nicht mindestens zwei Tage druff zu sein.

Ich sehe für mich keine Zukunft, die kognitiven Defizite sind irreparabel und zu groß, ich vergesse permanent Wörter während ich spreche, was für Außenstehende sehr befremdend anmuten muss, wenn ich mitten im Satz abbreche und dann nur noch "ähm" und "öhm" oder "wie war dieses eine Wort nochmal?" herausbekomme.

In der Schule fall ich nur noch dadurch auf, dass ich immer so kaputt aussehe, irgendwie ist auch durchgesickert, dass ich ein Problem mit chemischen Drogen habe.
Viele schauen mich mit großen Augen an als wäre ich ein Alien vom Mars, wenn ich mich mal in der Schule blicken lasse, was aber zugegeben nicht allzu oft der Fall ist. Es ist keine Energie mehr da, irgendwas zu tun. Kein Antrieb, nur Depression und Lethargie.

Eine weitere Sache, die ich dem Kristall zu verdanken habe, ist ein Tremor in Waden- und Oberarmmuskulatur. Das soll heißen, wenn ich nicht auf C bin und meine Muskeln nicht angespannt sind, zittern sie ganz von alleine. Das stört eigentlich kaum, nur
macht es einen komischen Eindruck zB wenn ich in der Schule sitze und meine Beine zittern wie verrückt.
Ich weiß genau, eigentlich muss ich sofort mit dem Ziehen aufhören und mich in psychiatrische Behandlung geben, ich sehe wie ich mit jeder Woche innerlich kaputter werde. Aber die Wochenenden sind das einzige, was meinem Leben im Moment Sinn geben.

Der Kristall hält mich noch immer fest im Griff, kein Entkommen für mich, er ist schon lange stärker als mein Wille.

Meine Eltern haben mich aufgegeben, reden kaum noch mit mir.

Vor Neuroleptika habe ich Angst, ich hab mir nur einmal von einem Bekannten zwei Haldol Tabletten (Haloperidol) geben lassen, um zu testen, wie es sich auf Neuroleptika anfühlt. Die Erfahrung war erschreckend, es ist vergleichbar mit einem mentalen Käfig, eine Bremse im Kopf, man fühlt sich eingeengt und ruhiggestellt.
So wollte ich unter keinen Umständen mein Leben verbringen.

Meine letzte Chance sehe ich darin, irgendwie ein halbwegs gutes Abi zu schreiben. Ein Arzt hat mir vorgeschlagen eine Entgiftung zu machen, das würde ca. einen Monat dauern.
Der Haken an der Sachen, in diesem Monat kann ich nicht in die Schule gehen, und die Vorstellung in meinem Zustand einen Monat Schulstoff kurz vor dem Abi nachzuholen, kann ich getrost als utopisch bezeichnen.
Also wäre dies das aus für mein Abi, denn die 13. Klasse wiederholen kann ich nicht.
Egal wie ich mich letztenendes entscheide, es ist so oder so zum Kotzen, entweder Abi in die Tonne kloppen (und damit meine Zukunft) oder meine Psyche noch weiter malträtieren.

Am besten wäre es einfach sofort mit dem Crystal aufzuhören, aber egal wie sehr ich mich anstrenge, egal wie sehr ich es mir vornehme, ich versage jedes mal aufs Neue.
Die Gier ist stärker…

So jetzt fällt mir nichts mehr ein was ich noch schreiben könnte, war auch mehr als genug denk ich.

Wer jetzt noch einen finalen Satz wie „Drogen sind böse“ erwartet, den muss ich enttäuschen.

Drogen sind sicher gefährlich, haben aber auch viel Potential.
Es ist immer eine riskante Gratwanderung (bei der ich grandios scheiterte).
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Feb 10 2009 08:42am
ganz schön lang der text
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Feb 10 2009 08:43am
Quote (Maneuvers @ Tue, Feb 10 2009, 04:42pm)
ganz schön lang der text


das fiel mir auch auf
afk ich les das später ohmy.gif

This post was edited by modl on Feb 10 2009 08:43am
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textwall
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Feb 10 2009 08:49am
Kurz überflogen... bist du immernoch süchtig oder hast du schon versucht runterzukommen?!

This post was edited by k3nj1III on Feb 10 2009 08:49am
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Feb 10 2009 08:49am
wow interessante story
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Feb 10 2009 08:51am
war mir einfach zu lang der Text also sag ich jetzt einfach ma dein Leben hat kein sinn und bring dich um GZ
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Feb 10 2009 08:51am
jo crystal ist was tolles...
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Und bei mir zu Hause in der Schreibtischschublade lagen 50g davon.


LOLOLOL!!!!!
50 G meth
is klaaaaaaar
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